Eine chaotische Zeit

Ich habe mir lange überlegt, ob ich einen persönlichen Blogartikel in Verbindung mit Corona und dieser chaotischen Zeit schreiben soll oder nicht. Da nun in Aarhus die Anzahl der Corona Infizierten erheblich steigt, habe ich beschlossen es doch zu tun. Die Gefühle müssen irgendwo hin. Momentan einfach auf Papier.

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Irgendwie war alles chaotisch

Irgendwie begann das Chaos bei mir schon Ende 2019 und ich weiss noch nicht einmal mehr, ob es nicht schon nach dem Sommer begann. Ich hatte das Gefühl, dass alles unruhig war, nichts planbar, alles unvorhersehbar. Ich war froh, dass ich das eine oder andere Projekt von zu Hause aus fertig machen konnte und sehnte mich eigentlich nur nach Ruhe. War es die innere Ruhe, die ich vermisste oder wurde ich von äußeren Umständen beeinflusst – ich weiß es nicht.

Dann kam 2020 und plötzlich ging alles ganz schnell. Meine Tochter sollte die Schule wechseln und war in genau der Klasse zu Besuch, in der der erste infizierte dänische Junge war. Was dazu führte, dass ich einen Anruf von der damaligen Schule bekam, dass ich meine beiden Kinder sofort und zur Sicherheit der anderen abholen sollte. Ich fühlte mich, als hätte ich einen riesengroßen Fehler begangen. Die Situation war merkwürdig und trotzdem war ich erleichtert, dass wir es uns nun zu Hause gemütlich machen mussten.


Gefühle während des Lockdowns

Am nächsten Tag wurde Dänemark dicht gemacht.

Und plötzlich hielten wir zu Hause die Luft an.

Die Gefühle überschlugen sich und das Gefühl des Chaos wurde noch größer. Die Sehnsucht nach Familie in der Ferne ebenso, die Emotionen der Kinder, die Ihren Vater vermissten und keiner wusste wie lange der Lockdown dauern wird, Diese Ungewissheit raubte mir den Verstand. Und doch war ich ganz klar. Es gab keine andere Möglichkeit, als diesen Weg weiterzugehen. Plötzlich wurde mir bewusst, was für ein kleines Licht man als Mensch doch auf dieser Erde ist. Und wie wichtig es ist, die Zeit hier zu genießen.

Wir mussten natürlich zum Corona-test und wurden negativ getestet. Eine Erleichterung, den tief in mir wollte und will ich diese Krankheit nicht durchleben. Zu Hause fühlte ich mich von nun an sicher. Glücklicherweise konnten wir hier auf dem Land ohne Probleme nach draußen oder an den Strand, ohne vielen Menschen zu begegnen und waren deshalb auch kaum eingeschränkt. Darüberhinaus zog ich mich zurück und hatte das Gefühl mich einzuigeln.

Und plötzlich verstand ich was Mette Frederiksen ( Anm. Ministerpräsidentin von Dänemark ) meinte, als sie sagte, dass nichts mehr so sein werde, wie es war. Ich fühlte es – aber mein Verstand konnte es nicht begreifen. Es war zu abstrakt. Ich, diejenige, die normalerweise ohne soziale Kontakte eingeht wie ein Primelchen, zog sich zurück. Mein Bedarf an Reisen war gedeckt, obwohl mich normalerweise die Sehnsucht dazu treibt. Der Kontakt zu Familie nach Deutschland, Holland und Spanien unmöglich. Ich saß auf einer Halbinsel mit meinen beiden Kindern fest, die ich seit einiger Zeit meine Heimat nenne.


Es lässt mich nicht kalt

Diese Pandemie machte etwas mit mir. Und es fühlt sich noch immer merkwürdig an. Gerade weil die Anzahl der Infizierten steigt.

Ich weiß nicht, ob es die Machtlosigkeit ist, der ich gegenüber stehe oder die Ungewissheit. Oder auch einfach die Tatsache, dass ich nicht mehr nur für mich selbst, sondern auch für meine Kinder verantwortlich bin.

Es ist eine Balance zwischen Hysterie und Normalität. Ich versuche meine Normalität zu finden ohne hysterisch zu sein. Ansonsten hilft wohl nur Geduld und Hoffnung.


Generelles…

Generell muss ich allerdings sagen, dass ich mich hier, seit des Ausbruchs der Pandemie, sehr sicher gefühlt habe. Auch wenn ich mich teilweise noch immer nicht an das dänische Gesundheitssystem gewöhnt habe, habe ich vollstes Vertrauen, dass in Notsituationen effektiv gehandelt wird. Darüber hinaus war ich beeindruckt darüber, wie diszipliniert die Dänen im Umgang mit der Pandemie waren und immer noch sind.




Alles Liebe✨

Falls Ihr mehr über die Coronasituation in Dänemark wissen wollt, so findet Ihr die aktuellen Informationen unter Danmarks Radio ( auf dänisch) oder meinem Blogartikel.

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