Viele von euch interessieren sich oft dafür, warum und wie ich nach Dänemark gekommen bin, wie ich diesen Schritt gemacht habe und welche Gründe dahinter stecken. Aus diesem Grund schreibe ich hier meine ganz persönliche Geschichte darüber, wie ich nach Dänemark ausgewandert bin.
Inhaltsverzeichnis
KURZ VORAB
Generell muss ich sagen, dass ich ein Problem mit dem Wort “Auswandern” habe, weil ich mich nicht als Auswanderer fühle und Auswandern für mich etwas ist, für das man sich bewusst entscheidet und das man vielleicht im Voraus plant.
Ich war nie ein großer Fan von Skandinavien und es war auch nie mein Wunsch, dorthin zu ziehen. Ich träume immer noch von einer Finca in Spanien mit Oliven- und Orangenbäumen und vielen Tieren. Aber manchmal will das Leben etwas anderes von einem, auch wenn man sich etwas anderes wünscht. Ich glaube daran, dass man sich dann nicht dagegen wehren, sondern dem Impuls folgen sollte. Denn manchmal hält das Leben mehr für einen bereit, als man erwartet hat.
AUSSCHNITTE MEINES LEBENSLAUFS
Mit 24 Jahren hatte ich einen Job, bei dem ich mich nicht wohl fühlte und Asthma bekam. Wie aus dem Nichts erhielt ich ein Angebot, als Sportanimateurin in einem Hotel in Spanien zu arbeiten. Drei Wochen später saß ich im Flugzeug – und es wurde die beste Zeit meines Lebens! Ich arbeitete mit Jugendlichen, hörte mir ihre Probleme an und unterrichtete verschiedene Sportarten. Abends trat ich in Shows auf und gab Seidenmalkurse.
2001 bin ich dann beruflich von meiner Heimatstadt Stuttgart nach Düsseldorf gezogen. Man sollte nicht glauben, dass ich mich dort wie ein Ausländer gefühlt habe, denn “Weckle” versteht dort kein Mensch. Also lernte ich Hochdeutsch und auch wenn es am Anfang etwas holprig war, gelang es mir nach kurzer Zeit ganz gut. Dort lernte ich auch meinen damaligen Freund und späteren Papa meiner Kinder kennen. 2007 kam meine Tochter in Düsseldorf zur Welt. Schon damals wusste ich intuitiv, dass Düsseldorf nicht die Stadt ist, in der ich bleiben werde.
Ende 2008 bekam mein damaliger Freund ein Angebot, nach Wien zu ziehen. Die Entscheidung war schnell klar und kam aus dem Bauch heraus. Manchmal steht man in Situationen, die man eigentlich gar nicht ändern möchte, aber man weiß, dass es Zeit ist, weiterzuziehen – hast du das schon einmal so empfunden?
Wien war sechs Jahre lang unser Zuhause. Ich denke immer noch gerne an Wien zurück. Ich würde es fast als zweites Zuhause bezeichnen, weil ich mich dort unglaublich wohl gefühlt habe. Und in Wien wurde auch mein Sohn geboren.
UMZUG NACH DÄNEMARK
Aber auch das sollte nicht meine Endstation sein, denn mein Freund wollte sich noch einmal beruflich verändern. Er hatte schnell zwei Angebote. Eines in Karlsruhe und eines in Aarhus. Damals wusste ich noch nicht, wo Aarhus liegt und schon gar nicht, dass Aarhus die zweitgrößte Stadt Dänemarks ist.
Wir sind von Wien nach Karlsruhe gefahren. Dort traf ich meine Eltern, mit denen wir zusammen Essen gingen und uns die Stadt in Ruhe anschauten. Es war OK. Aber es war eben nur OKAY. Ich liebte die Nähe zu meiner Familie und meinen alten Freunden. Aber OK ist einfach nicht gut genug.
Ein paar Tage später fuhr ich mit dem Autozug von Wien nach Hamburg und dann weiter nach Aarhus.
Und so stand ich im Februar 2014 mit meinen Kindern und den Drachenfliegern im Regen am Strand und wusste: Hier werde ich in Zukunft leben.
Es war ein Gefühl, das mir den Weg wies, nicht einmal eine bewusste Entscheidung. In dem Moment gab es nichts zu entscheiden. Die Sache war klar.
Mein damaliger Freund hat den Vertrag unterschrieben. Wir fuhren noch einmal für ein Wochenende nach Aarhus, um die Häuser zu besichtigen. Auch dort unterschrieben wir kurz darauf den Vertrag für mein Traumhaus. Im Juni 2014 sind wir dann eingezogen. Eigentlich ging alles sehr schnell – fast zu schnell, um es mit dem Verstand zu begreifen. Ohne wirklich darüber nachzudenken, folgte ich einfach einem Impuls nach dem anderen.
Natürlich lief auch bei uns nicht alles nach Plan, denn der Umzug war auch mit Schmerzen verbunden. Wir mussten uns von unseren guten Freunden in Wien verabschieden und ganz von vorne anfangen, ohne die Sprache auch nur gehört zu haben. Meine Tochter wurde bei der Hausbesichtigung so krank, dass wir ins Krankenhaus mussten und die falsche Diagnose und die falschen Medikamente bekamen. Wir sind einen Tag früher als geplant nach Wien zurückgekehrt und direkt ins Krankenhaus gefahren, wo ich vom Arzt einen Einlauf bekommen habe, weil meine Tochter eine asthmatische Bronchitis hatte und kaum Luft bekam – sie hätte ersticken können. Danach mussten wir vier Wochen lang alle zwei Tage zur Kontrolle ins Krankenhaus. In Aarhus sagte man uns, dass sie eine Mittelohrentzündung hätte, ohne überhaupt in ihr Ohr geschaut zu haben!
DIE ERSTE ZEIT IN AARHUS
Ich zweifelte wirklich, ob unsere Entscheidung richtig war. Ich hatte Angst – ich hatte und schon jetzt kein Vertrauen in das Gesundheitssystem (das sich aber mit der Zeit verbesserte).
Nach drei Wochen in Aarhus, in denen wir damit beschäftigt waren, das Haus einzurichten, bekamen wir für zwei Wochen Besuch von unseren besten Freunden aus Wien. Das war eine emotionale Erleichterung. Wir hatten noch keinen Sprachkurs besucht und merkten, dass wir mit Englisch hier und da an Grenzen stießen. Wir vermissten den Austausch, das Gefühl zu Hause zu sein. Nach deren Abreise kamen unsere Familien zu Besuch und währenddessen hatte meine Tochter ihren ersten Schultag in einem neuen Land in einer neuen Sprache und sie verstand nichts. Unser Haus war endlich wieder gefüllt mit Lachen und Leben, dass ich doch wirklich in kurzer Zeit schon sehr vermisst habe.
Meine Kinder habe ich versucht, so gut wie möglich zu integrieren und zu begleiten und habe selbst sofort einen Sprachkurs besucht. Dort entstanden gleichzeitig soziale Kontakte und Freundschaften, die bis heute halten.
Viel Zeit wurde am Anfang eigentlich darauf verwendet, die Umgebung zu erkunden, die richtigen Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten zu finden, sich an die Mentalität zu gewöhnen und sich sozial zu engagieren.
Und plötzlich – oder vielmehr als etwas Ruhe einkehrte – wurde mir auch bewusst, dass ich hier jetzt wirklich leben werde.
PERSÖNLICHE ZUSAMMENFASSUNG UND TIPPS FÜR EINEN START IN DÄNEMARK
Nach einem halben Jahr konnten meine Kinder Dänisch verstehen und auch sprechen.
Meine Tipps für eine Auswanderung nach Dänemark sind:
- Auf jeden Fall so schnell wie möglich die Sprache lernen. Sonst geht vieles an einem vorbei.
- Man sollte sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Manche Dinge kann man nicht mit dem Verstand entscheiden.
- Sei proaktiv. Die Dänen sind im Allgemeinen sehr hilfsbereit und offen – aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Gib Freundschaften Zeit – sie brauchen Zeit. Gehe eventuell in Sportvereine, in denen eine gute Gemeinschaft herrscht.
Seit fast 10 Jahren wohne ich jetzt in Dänemark und bin immer noch davon überzeugt, dass es so sein musste. Auch wenn Dänemark einige Tiefen mit sich gebracht hat. Nach zwei Jahren haben mein damaliger Freund und ich uns getrennt. Er zog weiter – ich blieb mit den Kindern in Dänemark.
Unser Traumhaus mussten wir verkaufen. Ich hatte keinen Job und keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Aber vielleicht ist diese Geschichte einen weiteren Eintrag in meinem Blog wert.
Was mich in Dänemark hält?
Das Gefühl, dass es richtig ist hier zu sein. Der Traum von der Finca ist noch immer tief in meinem Herzen – ob er sich wohl irgendwann verwirklichen wird? Wir werden sehen.
In 2019 schrieb ich meine damaligen Gedanken zu diesem Thema mit einer anderen Sicht auf die Dinge unter Gefühle und andere Katastrophen.
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