Geboren und aufgewachsen im Süden Deutschlands war für mich alles irgendwie zu klein. Ich wusste, dass das nicht alles war. Mein Weg sollte mich durch Gefühle und andere Katastrophen führen.
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Inhaltsverzeichnis
Glücklicherweise hatte ich die Möglichkeit zu reisen. Das war mein Leben. Ich merkte, dass mir dies etwas gab, dass mir Schule oder Ausbildungen nicht geben konnten. Ich reiste bewusst mit dem Rucksack durch verschiedene Länder, nahm die landestypischen öffentlichen Verkehrsmittel und die billigsten Unterkünfte.
Zu merken, dass Luxus nicht notwendig war und das man im Leben nicht viel benötigte, um glücklich zu sein, erfüllte mich.
Allerdings konnte ich mich trotz allem von nichts trennen, als ich nach Hause kam. Ich hielt trotz allem fest an meinen Luxusgütern, wie viel zu viel Kleidung, Schuhe, Dekoration, Möbel und vielem mehr. Umzüge hingegen machten mich hingegen genauso frei wie Reisen. Ballast abzuwerfen, auszumisten und Dinge loszuwerden, war ein gutes Gefühl.
Mit einem Koffer nach Spanien
Nach Spanien zog ich genau mit einem Koffer. Meine Unterkunft war eine Katastrofe und Wasser gab es nur auf gut Glück. Das Wetter machte viel wett und da ich viel arbeitete war mir das irgendwann egal. Spanien war der Ort, an dem ich mich eigentlich das erste Mal von meine Eltern abnabelte, obwohl ich schon einige Zeit von zu Hause ausgezogen bin. Aber diese Abnabelung war von zu Hause UND meinen Eltern. Ich ging durch Auf und Abs und füllte mich elendig. Ich wusste nicht, wo ich hingehörte und hatte das Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Dennoch gab es mir gleichzeitig ein Gefühl von Freiheit. Mit meinem Job an neue Grenzen zu gehen, neue Herausforderungen anzunehmen und zu wissen, dass man es auch alleine schafft, halfen dem angeknacksten Selbstbewusstsein zu mehr Balance.
Deutschland – die Macht der Uhr
Zurück in Deutschland war Deutschland nicht mehr das Gleiche. Mein Aufenthalt in Spanien dauerte nur ein halbes Jahr. Aber die Welt hatte sich weitergedreht. In den ersten drei Monaten war für mich alles wieder neu. Ich hatte mich verändert und sah alles in einem neuen Licht. In Spanien lernte ich zu akzeptieren, dass alles so kommt wie es kommen soll. In Deutschland lebte die Uhr. Ich kam permanent zu spät und verstand den Stress, die sich die Deutschen machten überhaupt nicht mehr. Doch es kam wie es kommen musste – ich lebte mich schnell wieder ein und die Weckuhr bekam einen festen Platz. Ein Albtraum!
Im wilden Westen
Vom Süden ging es in den wilden Westen. Da wurde mir dann zum ersten mal bewusst, dass man sich wie ein Ausländer im eigenen Land fühlen kann. Wenn man zum Bäcker geht und „a Weckle“ wünscht, der Gegenüber einen anschaut als käme man vom Mond, so denkt man darüber nach einen Sprachkurs zu besuchen. So war es bei mir. Ich lernte sprechen und gab mir Mühe meinen Dialekt so zu formen, dass es alle Einwohner Deutschlands verstehen konnten. Nach acht Jahren konnte mich keiner mehr im Süden verstehen. Allerdings machte ich die Erfahrung, dass man sich dadurch sehr einsam fühlen kann …
Sissi und andere Sehenswürdigkeiten
Acht Jahre später nahm ich die Herausforderung an und zog mit meiner Tochter und meinem damaligen Freund nach Wien. Schwanger war ich auch und da man schwanger völlig unzurechnungsfähig ist, machte ich noch kurz vor dem Umzug beinahe einen Rückzieher. Ich hatte meine Freunde, meine Arbeit und hatte endlich das Gefühl mich eingelebt zu haben. Da war es unsicher ein neues Nest im Ausland zu bauen. Vor allem, wenn man sich nicht sicher war, ob man nicht wieder einen Sprachkurs besuchen sollte. Es dauerte ein Jahr bis ich mich eingelebt hatte. Ein Jahr mit einem Gefühl der Leere.
Aber Wien sollte mich nicht enttäuschen! Es war mit die beste Zeit meines Lebens und jeder Besuch fühlt sich heute noch an, wie ein nach Hause kommen.
Dennoch hatte ich ab einem bestimmten Zeitpunkt das Gefühl von innerer Unruhe. Die Gewissheit, dass auch dies nicht die Stadt ist, an der ich alt werde. Ist dies eine Flucht? Oder ist es Intuition?
Im kalten Norden Dänemarks
Nach sechs Jahren Wien zogen wir nach Dänemark. Nach Spanien wusste ich, wie viel Einsatz es erfordert, sich in einem anderssprachigen Land einzuleben. Nun hatten wir auch noch zwei Kinder, denen man ein gutes Vorbild sein sollte. Natürlich lernen Kinder Sprachen schneller als jeder Erwachsene aber es war wichtig dran zu bleiben. Immer einen Schritt Voraus zu sein. Uns kostete dieser Umzug die Beziehung, weil wir trotz gemeinsamer Absprachen andere Auffassungen von Integration hatten. Für mich ist es, das Eintauchen in etwas neues mit Haut und Haaren, offen und neugierig zu sein und anzunehmen. Wenn man festhält an seinen alten Traditionen und seiner Mentalität wird man nirgendwo glücklich werden. Dann wird es zur Flucht. Wenn man allerdings bereit ist, das Neue zu erlernen und zu begreifen, wird man es sehr viel leichter haben.
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Persönliche Zusammenfassung
Ganz ehrlich: Mein Weg führte mich bis jetzt durch viele Gefühle und Katastrophen. Ich habe oft geheult und gelacht, vermisst und das Neue lieben gelernt.
Es dauert, bis man sich ein soziales Umfeld aufgebaut hat. Es dauert auch bis man sich überhaupt in der Gegend auskennt und die Lieblingsecken ausfindig gemacht hat. Und nicht zu vergessen – es kostet Energie! Das sollte man nicht unterschätzen. Neuen Eindrücke machen müde. Man wünscht sich oft jemanden zum anlehnen und das Gefühl von Heimat.
Und diese Gefühl aufzubauen dauert – mal mehr und mal weniger lange…
With Love✨
Maja
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